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Notstrom mit USV, Netzersatzstromanlagen oder Inselanlagen?

Was macht in welchen Fällen Sinn?

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Es kursieren verschiedenste Angebote von technischen Anlagen, zumeist Batteriespeichersystemen, die neben Ihrer eigentlichen Funktion, der Ein- und Ausspeicherung von Strom zur Eigenverbrauchsoptimierung, auch Strom-Versorgungssicherheit bei Ausfall des öffentlichen Stromnetzes (Blackout) im Privathaushalt oder Gewerbe darstellen sollen. Dabei wird oftmals pauschal das Wort "Notstrom" im Angebot verwendet und dem potentiellen Käufer suggeriert, dass er zu jeder Zeit nicht im Dunkeln stehen wird, weil das feilgebotene System ja eine Notstromversorgung an Bord habe. Nur leider ist die technische Wahrheit meistens eine andere, sodass wir hier Interessierte über die Fakten informieren möchten.

 

Aber fangen wir zunächst mit dem Bedarf an Notstrom in Deutschland an. Können Sie sich an Ihren letzten "Blackout" zuhause oder im Betrieb erinnern, der nicht von Ihnen selbst oder Ihrer Haustechnik verursacht wurde?

 

Bedarf an Notstrom in Deutschland (durchschnittliche Versorgungsunterbrechung in Minuten)

Netzausfall Statistik BNetzA.JPG

Quelle: www.bundesnetzagentur.de (aktuelle Daten: Klick auf die Grafik)

Über alle deutschen Regionen verteilt kann mann sagen, dass wir in Deutschland eine sichere Stromversorgung haben und im Durchschnitt nur etwa 15 Minuten pro Jahr unter Stromausfall "leiden". Auch der Zuwachs an Erneuerbaren Energien hat - trotz aller Unkenrufe - nicht dazu geführt, dass das öffentliche Netz und damit die unterbrechungsfreie Stromversorgung in unserem Land instabiler geworden ist. Natürlich gibt es Regionen, die über diesem Durchschnitt liegen oder auch Menschen, die einfach ein besseres Gefühl haben, wenn Sie eine Notstromversorgung besitzen. Zudem es gibt auch etliche Gewerbebetriebe, bei denen Stromausfälle zu Abstürzen von Datenservern und damit zu Schäden führen kann und die deshalb für eine echte Notstromversorgung empfänglich sind. Aber bei Privathaushalten erscheint anhand dieser Praxisdaten eine Notstromversorgung nicht existenziell. Fragen Sie sich selbst, wann bei Ihnen das letzte Mal Stromausfall war und welchen Schaden dies verursacht hat. Entscheiden Sie erst dann, wie wichig Ihnen eine Notstromversorgung ist und was Sie bereit sind, dafür zu zahlen. 

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Definition Notstrom

​Um echten Notstrom handelt es sich, wenn ein Stromsystem frei von Unterbrechungen verwendet werden kann. Man spricht hierbei von einer USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung). Hierfür springt bei einem Ausfall des öffentlichen Stromnetzes das Notstromsystem innerhalb von Millisekunden an. Dies ist insbesondere bei Krankenhäusern oder Datenserverstationen notwendig, da es dort zu keinem Ausfall der Stromversorgung kommen darf. Im Privathaushalt ist die USV i.d.R. nicht notwendig. Dort ist es ausreichend, wenn der Ersatzstrom erst nach mehreren Sekunden oder erst nach wenigen Minuten fließt. Für Geräte wie Kühlschrank, Waschmaschine, Licht etc. ist das völlig ausreichend.

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Definition Netzersatzstromanlage

Im Gegensatz zu USV-Notstrom spricht man von einer Netzersatzstromanlage, wenn eine Versorgung der Geräte beim Stromausfall gewährleistet sein soll, diese allerdings nicht zeitkritisch innerhalb von Millisekunden erfolgen muss. Technisch bedeutet dieser Ersatzstrom einen viel geringeren Aufwand als USV-Notstrom und ist deshalb für den Eigenheimbesitzer eher zu empfehlen.

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Definition Inselanlage

Ein Inselanlage (oft auch Inselsystem genannt) besteht dann, wenn bei Stromausfall das komplette Hausstromnetz mit Stromerzeuger (meist PV-Anlage) und Batteriespeicher vom öffentlichen Stromnetz getrennt wird und als "Insel" auf allen drei Stromphasen weiter läuft. Dabei wird sowohl das Hausstromnetz als auch der Batteriespeicher weiterhin von der Solaranlage mit Strom versorgt. Dies ist sowohl mit USV-Notstrom nach Millisekunden als auch mit Ersatzstrom nach wenigen Sekunden möglich, aber meist verbunden mit technisch hohem Installationsaufwand und schnellerem Entladen der Solarbatterie, da alle Verbraucher im Haus weiter mit Strom versorgt werden, auch die, die eigentlich nicht im Notfall benötigt werden. 

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Wir empfehlen unseren Einfamilienhaus-Kunden eine Notstrom- oder Ersatzversorgung über ihre PV-Anlage und/oder ihre Solarbatterie auf keinen Fall, ...

  • weil wir keinen Handlungsbedarf sehen: Im Schnitt gibt es nur 15 Minuten Netzausfall in Deutschland pro Jahr mit regionalen Unterschieden (siehe oben)

  • weil die Mehrkosten für den Kunden zwischen ca. 1.000 und über 10.000 € liegen (je nachdem, welche Notstromvariante und welcher Versorgungsumfang gewünscht ist)

  • weil im Winter wegen geringer Sonnenstunden kaum Solarstrom produziert werden kann und die Solarbatterie oftmals leer ist, sodass zu diesen Zeiten kein verlässlicher Notstrom zur Verfügung stehen kann

  • weil bei Netzausfall trotz eigener Notstromanlage kein Gas für die Heizung mehr im Haus ankommt, wenn die Notstromversorgung beim Versorger selbst nach einer gewissen Zeit endet.

  • weil eine Wärmepumpenheizung wegen zu hohem Anlaufstrom von meist über 9 Kilowatt (KW) nicht betrieben werden kann und es kalt im Haus bleibt (Leistung der PV-Anlage oder Solarbatterie reicht dafür in den meisten Fällen nicht aus)

  • weil Notstrom nachts meist nur für wenige Stunden zur Verfügung steht (bis die Batterie leer ist) und eine deutlich größere und somit teurere Batterie gekauft werden müsste, um länger versorgt zu sein

  • weil fest in der Batterie einstellbare Notstromreserve-Kilowattstunden zeitlich nur wenige Stunden überbrücken können, die Anlagen-Wirtschaftlichkeit negativ beeinflussen und eine Solarstrom-Cloud-Nutzung nicht ermöglichen

 

Wir empfehlen „Notstrom-Fans“ eher den Kauf eines Benzin-Notstromaggregats, welches schon für ca. 500 € im Baumarkt erhältlich ist und 365 Tage verlässlich Notstrom liefert, solang man ausreichend Benzin bevoratet.

​Unsere Empfehlung für Kunden mit Gewerbe-Immobilien:

Bei vielen Unternehmen fallen hohe Kosten oder Einnahmeausfälle an, wenn durch Maschinenausfall die Produktion still steht, Ventilatoren, Kühl- oder Heizanlagen nicht funktionieren oder die Telefonanlage, Computer und eigene Server runterfahren. Im schlimmsten Fall können sogar Menschenleben in Gefahr sein, wenn lebenserhaltende Systeme keinen Strom mehr bekommen. Hier kommt es auf den Einzelfall an. Da moderne Gewerbe-Batteriespeicher nicht nur den Anschluss von PV-Anlagen, Windrädern und Blockheizkräften sowie dem öffentlichen Netz ermöglichen, sondern auch hohe Leistungen und Kapazitäten - teilweise im Millisekundenbereich - dem Betrieb zur Verfügung stellen können, kann eine Notstrom- oder Netzersatzversorgung über solche Systeme durchaus sinnvoll sein. Es sind spezifische Berechnungen und Auslegungen notwendig, um eine passende Lösung zu finden. Sprechen Sie uns bei Bedarf gerne hierauf an. Wir arbeiten mit den führenden Herstellern zusammen und bieten Ihnen eine kostenlose Machbarkeitsberatung.

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